Joseph Goldschmidt

Hier ruht
Joseph Sohn von Elhanan halevi
Gestorben im hohen Alter am Montag dem 13. Hashvan
Und wurde begraben am 15, 5682.

Hier ruht
Joseph Goldschmidt
Geboren am 19. Januar 1838
gestorben am 13. November 1921

H. L.
Joseph son of Elhanan halevi
died in good old age on Monday 13 Hashvan
and was buried on the 15 th 5682.
Here lies
Joseph Goldschmidt
born 19 January 1838
died 13 November 1921

p. n.
Yosef bar Elhanan halevi
met b'seva tova b'yom bet yud-gimel marhashvan
v'nikbar yom tet-vav bo taf-resh-peh bet l'prat.

Haus Muehlenstr. 4 Haus Muehlenstraße
Joseph Goldschmidt (1838-1921) und sein Bruder Salomon (1853-1934) betrieben in dem Anwesen Mühlenstraße 4 einen intensiven Pferdehandel. Mehrfach stößt man im Kreisblatt der Jahre vor und nach 1900 auf entsprechende Zeitungsannoncen. Nicht bekannt ist, ob Joseph und Salomon Goldschmidt die Pferdehandlung gemeinsam betrieben.

Geschäftsanzeige1

Joseph Goldschmidts Vater Honas’ Begräbnis am 16. Oktober 1869 war das letzte eines Bebraer Juden auf dem jüdischen Friedhof in Rotenburg. Josephs Bruder Salomon starb am 5. März 1934 in Bebra. Seine Grabstelle ist nicht mehr eindeutig nachweisbar, dürfte aber an dem freien Platz in der 5. Reihe am äußersten Rand des Friedhofs sein (neben dem Grabmal von Moses Wallach, der sieben Tage später, am 12. März 1934 verstarb).

Joseph Goldschmidts Sohn Louis (geb. 21.03.1867) übernahm die Pferdehandlung und führte sie bis 1935/36 weiter. Im Sommer 1939 gelang ihm mit seiner Frau Hilda (geb. Werner) die Ausreise nach England, von dort gingen die beiden nach kurzem Aufenthalt nach New York City. Im Tagesbericht der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Kassel vom 12.08.1935 wird von einer "öffentlichen Anprangerung eines jüdischen Viehhändlers und seiner Familie sowie des Bauern Adam Bartholomäus, wohnhaft Bebra wegen Handels zur Gottesdienstzeit". Der jüdische Viehhändler war Louis Goldschmidt.



Vielen Bebraern war es schleierhaft, warum sie nicht mehr mit den Juden handeln sollten. Zu denen hatten sie seit Jahrzehnten ein meist gutes- manchmal auch weniger gutes Verhältnis. Auf einmal sollten diese jüdischen Mitbürger und Geschäftspartner allesamt Angehörige einer minderwertigen Rasse sein. Bauer Bartholomäus verkaufte 1935 weiterhin sein Vieh an den Pferdehändler Goldschmidt - wenngleich so, dass es nicht jeder mitbekam, nämlich am Sonntag, als die andern in der Kirche waren. Doch da hatte er sich wohl getäuscht. Der Handel wurde beobachtet und bei der SA-Dienststelle angezeigt. Noch am Sonntagabend wurde er aus dem Bett geholt, von einer Meute Nazis kahl geschoren und gemeinsam mit dem Ehepaar Goldschmidt zur Abschreckung mit Musik und unter lautem Gegröle durch die Straßen der Eisenbahnerstadt geführt. Da es für solche Aktionen keine gesetzliche Grundlage gab, wurde sie von der Presse, insbesondere dem Hetzblatt "Der Stürmer" - als spontane Aufwallungen des "gesunden Volksempfinden" dargestellt. Zweck dieser Aktion war es, Hass gegen Juden und "Judengenossen" zu erzeugen. Im Tagesbericht der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Kassel vom 12.08.1935 wird das Geschehen in Bebra registriert als "öffentliche Anprangerung eines jüdischen Viehhändlers und seiner Familie sowie des Bauern Adam Bartholomäus, wohnhaft Bebra wegen Handels zur Gottesdienstzeit".Als es nach dem Krieg zu einem Nachbarschaftsstreit kam, legte Bauer Bartholomäus das hier gezeigte Foto dem Gericht vor - ohne jedoch den Richter damit sonderlich zu beeindrucken. Jener Nachbar, mit dem Bauer B. im Streit lag, hatte sich in der SA besonders hervorgetan. Eine Entschuldigung oder gar Entschädigung erhielt Bauer Bartholomäus nie.
Die Symbolik des Grabsteins zeigt diesen Toten als einen Nachkommen der Leviten, jener Männer, die ein Wasserbecken oder eine Wasserkanne als Zeichen ihres Dienstes auf ihren Grabmalen tragen. Leviten sind die Nachkommen aus dem Stamme Levi, die nach altem Brauch den Kohanim an den Festtagen das Wasser zum Übergießen der Hände reichen, wenn diese sich anschicken, der Gemeinde den Segen zu geben.