Salomon Katz’ Ehefrau Adele geb. Oppenheim verstarb bereits am 24. Dez. 1927 (Grab Nr. 92 auf dem jüdischen Friedhof in Bebra). Sie gehörte ebenso wie Rosa Fackenheim (Ehefrau des Gastwirts Isidor Fackenheim) und Bertha Oppenheim (Ehefrau des Kaufhausbesitzers Joseph Oppenheim) dem Bebraer Ortsverein des Vaterländischen Frauenvereins (im Roten Kreuz) an. Den Damen Katz und Fackenheim wurde für ihre Tätigkeit und ihren Einsatz während des Weltkriegs die Rot-Kreuz-Medaille verliehen.
Bertha Oppenheim als Mitglied des Vaterländischen Frauenvereins auf dem rechten Foto, 3. v. rechts in der zweiten Reihe
Dass nicht nur die jüdischen Männer als Frontkämpfer willkommen waren, sondern auch patriotische Vereinigungen wie der „Vaterländische Frauenverein“ jüdische Mitglieder akzeptierten und sogar besondere Würdigungen aussprach, könnte als Beleg dafür gelten, dass die Integration des jüdischen Bevölkerungsteils auch in unserer Gegend zu Beginn unseres Jahrhunderts gelungen schien.
Kaum zwei Jahrzehnte waren vergangen, als Alfred Katz, Salomon und Adele Katz’ 1928 geborener Enkelsohn, als Schüler der Bebraer Volksschule leidvoll erfahren musste, dass er nicht mehr dazugehörte. Es war wohl kein Zufall, dass er sich beim Klassenphoto mit Lehrer Hans Neumann nicht in die gleiche Reihe mit seinen Mitschülern einordnen durfte, sondern separat Platz zu nehmen hatte. Dass er überhaupt mit aufs Klassenphoto durfte, muss sogar überraschen, wenn man hört, was einem seiner Mitschüler in Erinnerung geblieben ist: „Das Spiel mit den Juden auf dem Schulhof war unterbunden, da diese einen Teil des Hofes benutzen mussten. Der lag weniger in der Sonne.“ Dem ehemaligen Mitschüler ist Alfreds plötzliches Wegbleiben schon damals (1935) verwunderlich und erklärungsbedürftig erschienen: „Nach seinem Fernbleiben aus dem Unterricht gab es für uns keinerlei Erklärung. Nachfragen waren einfach nicht möglich.“
Walter Katz (geb. 14. Nov. 1895) und seine Frau Reni geb. Ochs (aus Eisenach gebürtig) hatten 1935 gehofft, in der Anomymität der Großstadt Köln sicherer leben zu können. Von Köln aus wurden Walter und Reni Katz mit ihrem Sohn Alfred im Oktober 1941 in das Ghetto Lodz deportiert, dort verliert sich ihre Spur.
Walter Katz’ 1894 geborene Schwester Else hatte in Remagen einen Fassbender geheiratet. Ihr Schicksal ist bis heute ungeklärt, ebenso wie das ihrer Schwester Flora (geb. 19. Sept. 1901).
Die segnenden Hände kennzeichnen die Grabstätte dieses Toten als einen Kohanim, einen Nachfahren aus dem Priesterstamme Aarons. Die als Kohanim (verdeutscht = Katz) bezeichneten Aaroniden hatten und haben im Synagogendienst ihre feste Aufgabe: nur sie dürfen an hohen Feiertagen den Priestersegen weitergeben:
"Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden." (4.Mose 6,23)
Die beiden (segnenden) Hände berühren einander mit gespreiztem Daumen. Zeige- und Mittelfinger sowie Ringfinger und kleiner Finger liegen jeweils aneinander, so dass zwischen Mittel und Ringfinger Abstände bleiben. Die so gespreizten Finger des Kohen deuten den Segensgestus an: Er hält den Segen, der von IHM kommt, nicht in geschlossenen Händen.