Heinrich Gernand, Gaupropagandaleiter 1934 bis 1941

  
Horst Hermann von Kruse, Rotenburger Landrat 1934 bis 1942
Die Frage stellt sich natürlich: Wie kam es dazu, dass der Kasseler Raum im November 1938 eine Vorreiterrolle übernahm - und gibt es eine Erklärung dafür, dass es nach Kassel in Bebra, und unmittelbar danach auch in Rotenburg, für uns heute kaum fassbare Geschehnisse gab?
Der Wiesbadener Archivdirektor Arno Kropat, Autor von zwei Publikationen zu den Vorgängen im November 1938, sieht in der Person des kurhessischen Gaupropagandaleiters den Hauptverantwortlichen für das nordhessische Vorpreschen, wobei von einer Absprache mit seinem obersten Chef, dem Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels, auszugehen sei. Der Plan und Wille zur offenen Gewaltanwendung war bis zum Ableben des Attentatopfers vom Rath weder bei der SA-Führung noch bei der Parteileitung vorhanden, weder auf Reichs- noch auf Gauebene. Deren Vorstellungen „blieben indessen von begrenzter Wirkung, denn sie wurden konterkariert durch die Aktivitäten des Gaupropagandaleiters." (Kropat) Nach den neuesten geschichtswissen-schaftlichen Erkenntnissen gab es aber im Reichspropagandaministerium keinen Auftraggeber für den 7. November, sondern einen sich selbst zur Aktivität berufen fühlenden kurhessischen Gaupropagandaleiter, der "unermüdlich Kreisleiter und Ortsgruppenleiter zu Pogromen aufforderte" (Kropat).
Ein angesehener Bebraer Bürger gab 1947 bei den gerichtlichen Untersuchungen der Geschehnisse im November 1938 zu Protokoll, dass  er den NS-Kreisleiter Erich Braun und den in Bebra aufgewachsenen Gaupropagandaleiter Heinrich Gernand, umgeben von SA-Leuten, im Lokal Röse agieren sah. Von daher bedarf es keiner übermäßig ausgeprägten Phantasie, um den „Tatort Bebra“ auf die direkte Kooperation dieser beiden Personen zurückzuführen. Der Gaupropagandaleiter war nicht ohne Begleitung aus Kassel angereist. Mehrere Zeugen in den späteren Vernehmungen und Gerichtsverhandlungen machten entsprechende Beobachtungen. In keinem Falle aber wurden auswärtige Täter als Hauptbeteiligte an den Ausschreitungen bezeichnet. Letzte Klarheit über den Ablauf der Novemberpogrome werden erst weitere Untersuchungen bringen können.
  
Erich Braun, Rotenburger NSDAP-Kreisleiter 1934 bis 1945
Gasthaus/Hotel Röse, hier wurden die ersten Kommandos betr. Ausschreitungen gegen die Bebraer Juden gegeben.
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Projekt: Vor aller Augen in Bebra und Umgebung