Unter der Überschrift „Aus Bebra und Umgegend“ heißt es im Bebraer Tageblatt vom 8. November 1938: „In Bebra konzentrierte sich die spontane Wut vor allem gegen die Synagoge und gegen die Geschäftshäuser jüdischer Hetzer und Treiber, die jahrelang die Bevölkerung auszuplündern verstanden.“
Der deutschlandweite Startschuss zu den uns Heutigen nur schwer fassbaren Aktionen gegen wehrlose Mitbürger und deren Eigentum war in Kassel gefallen. „In Kassel flog der erste Stein“, brüstete sich später der Kasseler Gauleiter. Den nordhessischen Kleinstädten Sontra, Rotenburg und Bebra kommt die unrühmliche Rolle zu, noch am gleichen Tag dem Beispiel der kurhessischen Hauptstadt gefolgt zu sein. Während für Sontra nur spärliche Nachweise vorliegen, ist der Ablauf der Geschehnisse im November 1938 für Bebra und Rotenburg genau dokumentiert. Und zwar durch die späteren Verfahren gegen den NS-Kreisleiter Erich Braun und die Strafverfahren vor dem Landgericht Kassel gegen andere Hauptbeteiligte in Bebra und Rotenburg sowie durch den Bericht des damaligen Bebraer Bürgermeisters an den Landrat des Kreises Rotenburg vom 23. November 1938.