Das Haus gehörte bis 1896 den Werthans, die hier ein Ladengeschäft betrieben. Sußman Werthan (gest. 1862) war zugleich auch Mohel (=Beschneider) in der Synagogengemeinde, wie das eingravierte Messer und die Haltezange auf seinem Grabmal nachweisen. Im Grabsteintext heißt es u.a.:
Hier ruht ein rechtschaffener Mann; er wandelte untadelig, seine Handlungen waren gut und redlich; er aß von seiner Hände Arbeit und in Gott war sein Vertrauen. Die Kinder Israels beschnitt er. Von seinem Brot gab er dem Armen und gedachte des Bundes: Gab Name und Nachkommen.

Brückengasse 7


Vorne rechts das Haus Werthan, im Hintergrund (Brückengasse 7) das Haus der jüdischen Familie
Heilbrunn, jetzt der Sitz der Barmer Ersatzkasse bzw. Quick-Schuhgeschäft

Die Heilbrunns gehörten zu den ältesten jüdischen Familien Rotenburgs, wie das hier abgebildete Dokument aus dem Jahr 1713 zeigt, das die Zahlung des Entgelts für den sog. Schutzbrief von Salomon Heilbrunn nachweist.

Brückengasse 12

In dem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite (Brückengasse 12, jetzt Uhren- und Schmuckgeschäft Okrent) hatte Sußmann (genannt Simon) Linz seit den 1870er Jahren ein sog. Einheitspreisgeschäft bzw. einen „50- und 60-Pfg.-Bazar“, den er ab 1880 (siehe Geschäftsanzeige) auch auf 15-Pfg.-Artikel, hauptsächlich in Spielwaren, ausdehnte.
1898 verlegte die Familie ihren Wohnsitz nach Kassel, nicht jedoch ohne per Zeitungsannonce ihren „werthen Kunden, Freunden und Bekannten von Rotenburg und Umgebung ein herzliches Lebewohl“ zu sagen.




Annoncen im Rotenburger Kreisblatt 1898