Zu dem von Meier Linz gegründeten Manufakturwarengeschäft gehörte auch das Haus Kirchplatz 4, das als Möbellager diente. Sohn Hermann L. war 1910 Gründungsmitglied des Fußballvereins Wilhelma und in den 1920er Jahren auch dessen Vorsitzender. Linz-Nachfahren besuchten mehrfach die Stadt ihrer Vorfahren.


Der Steinweg mit dem Haus M.Linz (Pfeil) vor ca. 100 Jahren.


Hinter dem Haus M. Linz steht das Gotteshaus der evangelischen Kirchengemeinde Rotenburg-Neustadt, die Stiftskirche. Deren Pfarrer Hamann verfasste 1945 einen Nachtrag zum Jahr 1938 im Kirchenbuch seiner Gemeinde, aus dem wir folgenden Auszug abdrucken:
Am frühen Morgen des 9. November fand im Zuge der durch das ganze Reich vom Reichspropagandaminister Dr. Goebbels inszenierten Aktion der SA gegen das Judentum in Deutschland auch in Rotenburg eine von der SA-Befehlsstelle angeordnete Verfolgung der noch in ihrer Stadt ansässigen Juden statt. Abgesehen von den persönlichen Tätlichkeiten, denen diese armen Menschen ausgesetzt waren, wirkte auch die Zerstörung ihres Besitzes auf die Bevölkerung im höchsten Maße erregend. Der Einbruch in die Häuser der betreffenden Personen wurde z. T. mit Leitern in die Stockwerke unternommen. Das Inventar, darunter Familienbilder, Wäschestücke, Mobiliar, eingemachte Esswaren, wurden von oben auf die Straße heruntergestürzt. Zwei große Scheiterhaufen wurden an der Fulda angezündet und die Sachen dort verbrannt. In ihrem Feuerschein kündigte sich für viele hellsichtige, stille Beobachter der Brand eines neuen Krieges an. „Das ist der Anfang des Endes dieses Reiches“, - so sprachen es viele Menschen heimlich einander zu. Am furchtbarsten war jedoch die Zertrümmerung der Synagoge in der Brotgasse, bei der unter Leitung bzw. stillschweigender Duldung der Lehrer Schulkinder durch Steinwürfe und tätliche Handlungen das Zerstörungswerk verrichteten. (!) Die große Thorarolle mit den heiligen Texten des Alten Testaments wurde durch den Steinweg geschleift, das Gewand des Rabbiners unter Hohn und Spott zur Schau getragen. Der jüdische Friedhof auf halber Höhe am Katzenkopf wurde auf schmähliche Weise geschändet. Pfarrer Müller-Osten, der im Konfirmandenunterricht seinen Konfirmanden danach väterlich und ernsthaft diese schandbare Handlungsweise verwies, wurde in Versammlungen und auch durch eine Zusammenrottung vor seinem Pfarrhaus ernstlich bedroht. Im Abendgottesdienst des bald darauf folgenden Bußtages wurde ein Stein gegen die der Apotheke gegenüberliegende Tür der Altstädter Kirche geworfen.

Der gleiche Pfarrer Hamann hatte 1931 beim Kasseler Landgericht einen Entscheid erwirkt, mit dem eine mittelalterliche Tributpflicht der Juden wieder belebt wurde. Die Rotenburger Juden mussten aufgrund der von Pfarrer Hamann angestrengten Klage zum Neujahrstag wieder die bis 1808 gültige Silberlöffelsteuer an die Kirchengemeinde Rotenburg-Neustadt aufbringen - in Anknüpfung an Bestimmungen aus der Zeit vor der gesetzlichen Gleichstellung im 19. Jahrhundert.

 

Von der elterlichen Wohnung im Rotenburger Steinweg aus, unmittelbar neben dem Wohn- und Geschäftshaus M. LInz,
konnte Käte Wilhelm, geb Schomberg (Jahrgang 1914), den Vandalismus im November 1938 beobachten.

 

Meier Linz mit Ehefrau Henriette/Jettchen (geb. Birnbaum) in den 1920er Jahren
am Kirchplatz vor dem Hintereingang Steinweg 7.




Weitere Geschäftsanzeigen von Meier Linz & Sohn (1889 - 1929)


(Meier Linz und seine Frau Henriette/Jette)

Steinweg 4

Direkt gegenüber im Haus Steinweg 4 befand sich bis 1936 die Schuhmacherei und das Schuhgeschäft von Jakob Katz
Jakob Katz hatte über 20 Jahre die Alleinvertretung für Salamanderschuhe. Der Vertrag wurde 1933/34 durch Salamander gekündigt.

Jakob Katz hatte am 23.05.1905 Berta Neuhaus, die Tochter von Moses u. Minna Neuhaus aus Baumbach geheiratet.
1906 wurde ihr Sohn geboren, dem von Glauchau (Sachsen) aus in der Nazizeit die Flucht nach Palästina gelang.
Tochter Frieda/ Frida Katz wurde ein Opfer des Holocaust.
Jakob Katz und seine Frau siedelten im Juni 1933 nach Frankfurt über. ( Adresse: Habsburger Allee 16 )


Kreisblatt vom 30.12.1911                                                                           

Vor dem Umzug in das Haus Steinweg 4 hatte J.Katz ein "Schuhwarenlager und Maßgeschäft" ( heute Poststraße 2 )

Auch schon vor Jakob Katz war das Haus Steinweg 4 ein jüdisches Geschäftshaus. Moses/Moritz Sommer verkaufte hier Stoffe und Bekleidung.

weitere Geschäftsanzeigen von Moses/Moritz Sommer im Rotenburger Kreisblatt