Der 
  Schwarze Tod in Hersfeld 1348-50
  Als Europa 1348 bis 1350 von der Pest heimgesucht wurde, es sollen zwischen 
  20 bis 25 Millionen Menschen daran gestorben sein, kam es vielerorts zu Mord 
  und Vertreibung. Man warf den Juden vor, sie hätten durch Brunnenvergiftungen 
  die Pest, die Geißel der Menschheit im Mittelalter, verursacht. Dabei 
  waren es, wir wir heute wissen, die Flöhe, die die Pesterreger von den 
  Ratten auf die Menschen übertrugen. 
  Wie anderswo auch, schlugen, beraubten und vertrieben die Hersfelder 1349 die 
  ansässigen Juden. Wir können davon ausgehen, daß ebenso wie 
  in Rotenburg die in Hersfeld ansässigen Juden erschlagen, beraubt und vertrieben 
  wurden. So, wie es für "Eisenach, Nordhausen, Eschwege, Fulda, Erfurt, 
  Mühlhausen, Wetzlar" belegt ist, um nur einige wenige Orte in der 
  Nähe zu nennen. "Zum göttlichen Strafgericht, als das der Tod 
  galt, war damit als Sündenbock der Jude gefunden "und was man den 
  Juden schuldig war, das war alles abgegolten, und alle Pfänder und Briefe, 
  die sie über Schulden hatten, wurden zurückgegeben. Das bare Geld, 
  das sie hatten, das nahm der Rat und teilte unter die Handwerker". Abt 
  Johann II. bekundete 1350, "daß er mit Willen der Hersfelder Bürger 
  von Reichs wegen sich der Habe der zu Hersfeld ansässigen Juden bemächtigt 
  hat, und alle etwa der Juden wegen an die Stadt gelangenden Forderungen übernehmen 
  wird". Für die beteiligten Hersfelder Bürger war es ein Freibrief 
  für ihre Untaten, die leider nicht näher beschrieben wurden. Man geht 
  wohl nicht fehl in der Annahme, daß der Abt maßgeblichen Anteil 
  an den Übergriffen hatte, da er sich damit auf bequeme Art seiner Schulden 
  bei den Juden entledigen konnte. Der erste überlieferte Pogrom in Hersfeld 
  könnte ein Grund sein, warum es keine frühen Schuldscheine und Kaufverträge 
  gibt, etwa für die Judenschule in der Breitengasse, oder Schutzbriefe, 
  wie sie von 1362 bis Ende des 15. Jahrhunderts vorhanden sind, da alle diesbezüglichen 
  Schreiben wohl bei den Pogromen vernichtet wurden. Der Rest mag in der Vitalis-Nacht 
  zum 28. April 1378 verloren gegangen sein, als sich der Haß der Bürger 
  in Form von Gewalt und Zerstörung gegen alles im Stift richtete.