Durchlauchtigster Landgraf,
gnädigster Landesfürst und Herr!
In diesem Jahr diente ich als Magd in Rotenburg, wo ich mit dem unterm hochlöblichen Regiment Prinz Carl stehenden Pfeifer Rundnagel bekannt und von ihm geschwängert wurde. Ich hatte schon vor diesem Fall den Gedanken mich taufen zu lassen und mich der christlichen Religion zu widmen, und diese meine Gesinnung habe ich fürstlichen Consistorio bereits vor 3 Monaten zu (Protokoll) gegeben und um die gnädigste Erlaubnis mich taufen lassen zu dürfen demütigst gebeten, aber bis jetzt noch keine gnädigste Resolution derenthalben. Ich bin jetzt weder Jud noch Christ, kann auch zu der ersteren Religion nicht wieder zurückkehren, und da ich bei meiner jetzigen Schwangerschaft bereits mit einem Fuß im Grabe stehe, so bitte ich Euch Hochfürstlichen Durchlaucht demütigst
Höchstdieselben wollen mir die Gnädigste Erlaubnis mich taufen lassen zu dürfen zu ertheilen gnädigst geruhen.
Ewig dankbar werde ich diese höchste Gnade stets erkennen und verharre
Eurer Hochfürstlicher Durchlaucht
demütigste Magd
das Judenmädchen Beyer