Den Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 nahmen die meisten Deutschen - Juden wie Nichtjuden - mit Begeisterung auf. Schon in den ersten Kriegstagen meldeten sich Tausende freiwillig zu den Waffen. Neben echter patriotischer Begeisterung war eines der wesentlichen Motive der jüdischen Soldaten, durch besondere Tapferkeit ihren Kampf um volle Gleichberechtigung voranzutreiben, neben der rechtlichen Gleichstellung auch gesellschaftlich anerkannt und integriert zu werden. Viele Juden sahen den Krieg als Chance, ihre Vaterlandsliebe unter Beweis zu stellen und so endlich von der deutschen Gesellschaft akzeptiert zu werden. Trotz der deutlichen Zurücksetzung im militärischen Bereich ging bei Kriegsausbruch im August 1914 durch die deutschen Juden eine große Welle von Patriotismus.
Dass die Integration des jüdischen Bevölkerungsteils auch in unserer Gegend zu Beginn unseres Jahrhunderts gelungen schien, darauf könnte die Tatsache verweisen, dass nicht nur die jüdischen Männer als Frontkämpfer willkommen waren, sondern auch patriotische Vereinigungen wie der „Vaterländische Frauenverein“ jüdische Mitglieder akzeptierten. So gehörten die Damen Oppenheim, Katz und Fackenheim dessen Bebraer Ortsverein an, im Saal des Gasthauses Fackenheim in der Nürnberger Straße fanden die Jahresversammlungen des Vereins statt. Den Damen Katz und Fackenheim wurde für ihre T'tigkeit und ihren Einsatz während des Weltkriegs die Rot-Kreuz-Medaille verliehen.
Die jüdische Gaststätte Fackenheim in der Nürnberger Straße in Bebra - Vereinslokal des Vaterländischen Frauenvereins
Auf dem Foto des Vaterländischen Frauenvereins Bebra vom 1.11.1914: hintere Reihe, 3. von rechts: Die Jüdin Leni Oppenheim