Die Genugtuung über Beförderung eines jüdischen
Kriegskameraden zum Unteroffizier schon bald
nach Kriegsbeginn, verbunden mit der Aussicht auch
noch Offizier zu werden, brachte ein jüdischer
Frontsoldat in einem Brief, verfasst am
8. Dezember 1914 fünf km westlich von Lodz,
zum Ausdruck: „So wird uns Juden endlich
Gerechtigkeit widerfahren, und wir sollten nichts
scheuen, keine Strapaze und kein Opfer, um
dieses Ziel in würdiger Weise zu erreichen. Ich
bin unendlich stolz, mitkämpfen zu dürfen für das
geliebte, bewunderungswürdige Vaterland, und weiß
zu jeder Stunde, dass eine besondere
Verantwortung auf jedem Juden ruht, immer und
immer wieder zu zeigen, dass man bereit ist, sein
Leben für die deutsche Sache hinzugeben, um
dadurch die Gleichwertigkeit des Juden in seiner
Liebe für das Vaterland zu beweisen.“
(Kriegsbriefe, S.128f.)
Ein jüdischer Fliegerleutnant schrieb in seinem
Testament: „Ich bin als Deutscher ins Feld
gezogen, um mein bedrängtes Vaterland zu
schützen. Aber auch als Jude, um die volle
Gleichberechtigung meiner Glaubensbrüder zu
erstreiten.“ Deutsche Juden in Uniform, das ist der
radikalste Assimilationsversuch, das Angebot einer
Anpassung mit höchstem Einsatz - dem des
eigenen Lebens: eine furchtbare Täuschung.
Ein jüdischer Frontkämpfer aus Neuhof (bei Fulda) erhält seine
Beförderungsurkunde aus der Hand von Kaiser Wilhelm II.