Im Oktober 1916 veranlasste der preußische Kriegsminister aufgrund der Eingabe eines antisemitischen Reichstagsabgeordneten eine so genannte „Judenzählung“. Man wollte statistisch beweisen, dass weniger Juden an der Front dienten als Nichtjuden und weit mehr Juden als Nichtjuden unter den „Reklamierten“ waren, also hinter der Front dienten. Daher wurden zum Zeitpunkt der Zählung (1. November 1916) Juden von der Front in die Etappe beordert. Die als konfessionelle Statistik getarnte Erfassung aller wehrpflichtigen Juden wurde von der jüdischen Bevölkerung insgesamt und insbesondere von den Frontkämpfern als tiefe Demütigung empfunden.
Das Ergebnis wurde nicht veröffentlicht, als sich herausstellte, dass - trotz  der absichtlichen Umsetzung von der Front in die Etappe - sehr wahrscheinlich die relative Anzahl der jüdischen Frontsoldaten nicht geringer war als die der nichtjüdischen und dass es unter den Nichtjuden mehr „Reklamierte“ (im Volksmund „Drückeberger“)  gab als unter den Juden. Das Ergebnis der Zählung wurde verheimlicht, um die Antisemiten nicht ihrer Munition zu berauben. Die jüdischen Soldaten mussten erkennen, dass der Krieg den Antisemitismus nicht ausgemerzt hatte.
1922 erwies eine systematische Untersuchung des Materials die „größte statistische Ungeheuerlichkeit, deren sich eine Behörde jemals schuldig gemacht hat“.(Werner Jochmann, in: Deutsches Judentum in Krieg und Revolution 1916-1923, S. 426)
Doch obwohl die „Judenzählung“ unter den preußischen Soldaten, durchgeführt mit Verfügung  der preußischen Heeresleitung vom 11. Oktober 1916, zu Tage brachte, dass der Anteil jüdischer Kriegsteilnehmer und jüdischer Gefallener sogar leicht überproportional war, mussten sich die Juden gegen die Diffamierung als Drückeberger und Kriegsprofiteure wehren,.
Mit der kalten bürokratischen Maßnahme der „Nachweisung der beim Heere befindlichen wehrpflichtigen Juden“ sahen sich die Deutschen mosaischen Glaubens in ihrer Hoffnung bedroht, jemals als gleichberechtigte Staatsbürger behandelt zu werden. Durch besonderen Einsatz hatten viele Juden geglaubt, ihre nationale Zuverlässigkeit beweisen und damit endlich ihre vollkommene Gleichstellung durchsetzen zu können. Deshalb wurde diese Maßnahme von den deutschen Juden und insbesondere von den jüdischen Frontkämpfern als schmachvoll empfunden.
Auch war diese Unterstellung völlig unzutreffend. 
Trotz des Drängens der jüdischen Organisationen weigerte sich das Kriegsministerium, die Ergebnisse der Erhebungen zu veröffentlichen. Allerdings gestattete es nach 1918 einem der rabiatesten Antisemiten, Alfred Roth, Einblick in das gesamte statistische Material, das dieser anschließend zu zwei Hetz-Broschüren verarbeitete. Aber unstrittig ist, dass die deutschen Juden, wie in einer seriösen Studie nachgewiesen wurde, „restlos den auf sie entfallenden Anteil an Kriegsteilnehmern gestellt“ und an den Opfern wie auch an kriegerischen Leistungen „in einer dem Durchschnitt mindestens entsprechenden Weise teilgenommen“ haben. Die Zahl jüdischer Gefallener sowohl in Rotenburg als auch in Bebra liegt sogar eindeutig über dem jeweiligen jüdischen Bevölkerungsanteil.
  
1923 auf dem Rotenburger Friedhof errichtetes Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs

In den beiden Seitenfronten sind die Namen der 94 Kriegsopfer aus Rotenburg zu lesen, mitten unter den christlichen auch die der sechs jüdischen Gefallenen:
Willy Flörsheim, 34 Jahre, gef. am 14. März 1916
Isidor Gans, 25 Jahre, gef. 11. Sept. 1915
Bernhard Linz, 29 Jahre, gef. am 11. September 1915
Hermann Rothschild, 28 Jahre, gef. am 25. Juni 1916
Joseph Rothschild, 22 Jahre, gef. am 27. Juli 1916
Isidor Speier, 20 Jahre, gef. am 23. Juni 1916

Auf dem Ehrenmal fehlt der Name von Emil Korn, 40 Jahre alt, der am 24. September 1917 als Sanitäter an seinen Verwundungen verstarb und auf dem jüdischen Friedhof seine letzte Ruhestätte fand.

  
Klick: Grabstein Emil Korn