In
der Gruppe der Kleinstgemeinden unter 250 Einwohner wurde die NSDAP mit 42,3%
der Stimmen eindeutig stärkste Partei. Der große Wahlerfolg der NSDAP
erscheint trotz der Wirtschaftskrise und der geschickten Agitation auf den ersten
Blick kaum verständlich. Erst wenn man bedenkt, daß die nationalistischen
und völkischen Verbände und Parteien seit Jahren systematisch dem
Siegeszug der Nationalsozialisten durch ihre Ablehnung des Weimarer Staates
geistig den Boden bereitet hatten, kommt das Ergebnis vom 14. 9. 1930 weniger
überraschend. In der Kreisstadt existierten zu jener Zeit neben dem Deutschvölkischen
Schutz- und Trutzbund, dem Alldeutschen Verband, dem Wikingbund, dem Stahlhelm
und dem Kriegerverein insgesamt 17 Militärvereine, die in diesem Zusammenhang
zu nennen wären. Das Votum für die NSDAP oder die Mitarbeit in dieser
Partei stellte oft nur einen letzten Schritt in der geistig-politischen Entwicklung
vieler Deutscher dar und kann nicht als radikaler Bruch mit der bisherigen Einstellung
gewertet werden. Wenn man die genannten Mentalitätsstrukturen berücksichtigt,
so war der Erfolg der NSDAP weniger plötzlich und überraschend als
vielfach angenommen, "weil die neue antimarxistische und antiliberale Sammelpartei
großenteils lediglich übernahm und zusammenfaßte".Lediglich
in 15 Gemeinden lassen sich (geringe) Gewinne der NSDAP auf Kosten der SPD wahrscheinlich
machen. In allen gewerblich und industriell orientierten Gemeinden und auch
in der Kreisstadt (39,3% der gült. Stimmen gegenüber 47,3% im Jahre
1928) behielt die SPD ihre führende Stellung. In allen Größenklassen
ab 250 Einwohner änderte sich nichts an ihrer Vorherrschaft.
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