200 Jahre auf 650 Megabyte
Schüler produzierten interaktive CD über jüdisches Leben in Baumbach

BAUMBACH.
1942 lebte in Baumbach kein einziger Jude mehr. 15 Juden waren vor dem Naziterror in größere Städte geflüchtet, 13 waren ausgewandert. Zurück blieben ihre Häuser und ihr Friedhof. Damit ging in dem Ort die über 200-jährige Geschichte jüdischen Lebens zu Ende.
Diese Geschichte, das Leben und Schicksal der jüdischen Einwohner Baumbachs, haben die Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgemeinschaft Spurensuche aufgearbeitet. Entstanden ist eine Multimedia-CD, die während der 1000-Jahr-Feier des Ortes am kommenden Sonntag, 1. Juni, in der Gaststätte Peter vorgeführt wird. Ausgangspunkt für das Projekt der Ro-tenburger Jakob-Grimm-Schüler und Lehrer Dr. Heinrich Nuhn war der Denkmaltag am 1. September vergangenen Jahres. Für diesen hatten sie einen Rundgang zu den Stationen jüdischen Lebens in Baumbach erarbeitet. „Das war die Initialzündung", sagt Dr. Nuhn. „Wir wollten das, was wir erarbeitet hatten, nicht auf einen Tag beschränken."
Für die Multimedia-CD haben die Spurensucher alle 13 Häuser, die von Menschen jüdischen Glaubens bewohnt waren, erfasst und auf einem Dorfplan verzeichnet.Dort kann man sich von Haus zu Haus klicken und anhand von Texten, aktuellen und historischen Bildern und Zeichnungen nicht nur die Geschichte der Bauwerke, sondern auch die der Familien kennen lernen, die dort gewohnt haben. Sehr anschaulich wird diese durch die zahlreichen historischen Dokumente und kurze Zeitzeugenberichte.
Man erfährt zum Beispiel, dass es zwar auch in Baum-bach Übergriffe auf Juden
Musik begleitet Stationen des Dorfrundganges während der Pogromnacht gab, aber auch, dass nicht alle mitmachten. „Es gab keinen aktiven Widerstand, aber eine unterschiedliche Intensität des Mitmachens",heißt es auf der CD. So weigerte sich ein Hofbesitzer sein Pferdegespann zum Abtransport zertrümmerten jüdischen Besitzes zur Verfügung zu stellen. Andere Baumbacher brachten nachts heimlich Lebensmittel an die Hintertüren der jüdischen Häuser oder halfen deren Bewohnern bei der Ausreise.

Musikalisch begleitet wird der Rundgang von der Gruppe Chalil. Besonders eindrücklich wirkt ihre Musik bei dem Videoclip über die Reichspogromnacht 1938 in Bad Hersfeld. Eine Schülerin berichtet chronologisch über die Ereignisse an diesem Tag, von der Zerstörung jüdischer Gebäude. Dazu werden Zeichnungen des Hersfelder Kunstzeichners Ulrich Fischer ein- und ausgeblendet, die das Geschehene in Bilder fassen. Und auch ein Auszug aus dem Tagebuch der Judeneiche - einem weiteren Projekt der AG Spurensuche- ist auf der CD gespeichert. (EMR)

Die interaktive CD „Jüdisches Leben in Baumbach -Ein virtueller Rundgang" ISBN 3-933734-06-1, gibt,es für 7,80-Euro im Buchhandel. www.ag-spurensuche.de

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