Wenn
ein Baum erzählen könnte
Arbeitsgruppe Spurensuche stellte ihr fiktives Tagebuch der Judeneiche
vor
Ein
Lehrstück in Sachen Menschlichkeit
KERSPENHAUSEN. „Geschichte wirkt weiter."
Diese Erfahrung hat Pfarrer Stefan Remmert, der für die Buchpräsentation
das evangelische Gemeindehaus zur Verfügung stellte, in seinem eigenen
Leben gemacht. Nicht zuletzt die Berichte von Großvater und Großtante,
die während des Dritten Reiches im Widerstand aktiv waren, bewegten
ihn dazu, Theologie zu studieren.
Als Termin für ihre Buch-präsentatiori hat die Arbeitsgemeinschaft
Spurensuche, darauf machte Friedhelm Großkurth, der Schulleiter
der Jakob-Grimm-Schule Rotenburg aufmerksam, ganz bewusst den 9. Mai gewählt
zum Gedenken an die Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten,
die am 10. Mai 1933 stattfanden.
„Die Schule fühlt sich verpflichtet, Beiträge zur öffentlichen
Bewusstseinsbildung zu liefern", betonte Großkurth.
Als „Lehrstück in Sachen Menschlichkeit" würdigte
die Erste Kreisbeigeordnete Christa Bittner die Arbeit der AG Spurensuche
und ermutigte nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern
auch ihren kurz vor dem Ruhestand stehenden Lehrer Dr. Heinrich Nuhn weiterhin
nach neuen Wegen zu diesem Ziel zu suchen.
Werner Schnitzlein von der Gesellschaft für Christlich Jüdische
Zusammenarbeit wies ebenfalls darauf hin, wie wichtig es sei, die Erinnerung
an die Vergangenheit zu bewahren. (ZAC)
Wenn
ein Baum erzählen könnte
Arbeitsgruppe Spurensuche stellte ihr fiktives Tagebuch der Judeneiche
vor
KERSPENHAUSEN.
Was
könnte einer erzählen, der 300 Jahre erlebt hat, das Kommen
und Gehen verschiedener Herrscher, politische und gesellschaftliche Entwicklungen
und mehrere Kriege? Die Arbeitsgruppe Spurensuche der Jakob-Grimm-Schule
Roten-burg hat aus so einer Überlegung heraus ein Buch gestaltet,
das am Freitag in Kerspenhausen vorgestellt wurde. Heldin und fiktive
Schreibe-rin des Buches ist die Judeneiche, ein mindestens 300 Jahre alter
Baum, der auf der Anhöhe zwischen Kerspenhausen und Holzheim direkt
am ehemaligen Handels weg der Rhinaer Juden steht. Die Juden, so erklärt
Dr. Heinrich Nuhn, Initiator und Mentor der jungen
Schattiger Rastplatz und beliebter Treffpunkt
Spurensucher, benutzten oft eigene Wege für ihre Reisen, abseits
von denen der christlichen Bevölkerung. Die Eiche oberhalb von Kerspenhausen
eignete sich nicht nur sehr gut schattiger Rastplatz mit herrlicher Aussicht,
sondern auch als Treffpunkt für Händler und Bauern. Noch heute
heißt der Baum Judeneiche.
Die Mädchen und Jungen der Arbeitsgruppe Spurensuche schrieben ein
fiktives Tagebuch der Judeneiche. Der alte Baum erzählt von Blitzschlag
und Unwetter, von fröhlichen Festen in den Dörfern, von großen
Ereignissen, wie zum Beispiel der Grundsteinlegung der Rhinaer
Synagoge, aber vor allem auch von den Sorgen und Nöten der Menschen,
die ihm anvertraut wurden.
Rhina war der einzige Ort in Preußen mit einer jüdischen Bevölkerungsmehrheit.
Jahrhundertelang haben Christen und Juden in Rhina- relativ friedlich
zusammengelebt, doch der von den Nationalsozialisten geschürte Antisemitismus
beendete diese Gemeinschaft durch die Deportation und Ermordung all der
Juden, die nicht rechtzeitig auswandern konnten.
Die hier in Tagebuchform gestaltete Geschichte der Rhinaer Juden stützt
sich hauptsächlich auf das 1979 erschienene Reisetagebuch „Die
mit Tränen säen" von Peter und Renate Chotjewitz, das 1988
unter dem Titel „Die Juden von 'Rhina" zusammengefasst wurde.
Als weitere Quelle verwendeten die Spurensucher das Heft „Rhina
- einstmals Brennpunkt jüdischer und christlicher Religion und Lebensart",
das von Brunhilde Miehe verfasst wurde.
Mit ihrer Arbeit über die Judeneiche von Kerspenhausen gewann die
AG Spurensuche im vergangenen Jahr den Wettbewerb der Hessischen Akademie
ländlicher Raum unter dem Thema „Der Baum - Begleiter des Menschen".
Erweitert und ergänzt würde jetzt ein liebevoll gestaltetes
Buch daraus, das gestern in Kerspenhausen präsentiert wurde. „Die
Judeneiche - ein fiktives Tagebuch", ISBN 3-933734-07-X ist zum Preis
von 8.90 Euro im Buchhandel sowie in den Zweigstellen Niederaula, Asbach,
Neukirchen und Wehrda der Sparkasse Hersfeld-Rotenburg erhältlich.
Erste Eindrücke kann man sich im Internet verschaffen: www.ag-spuren-suche.de.
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