Erstmals
und zuverlässig läßt sich die Ansässigkeit von Juden in
Hersfeld in einem Dokument des Jahres 1330 nachvollziehen, in dem Juden und
sogar eine Judenschule (im damaligen Wortgebrauch bedeutungsgleich mit Synagoge/Gotteshaus)
erwähnt werden.
Rat und Schöffen der Stadt Hersfeld bekunden 1330, daß Johannis Friso
seinen Schwestern Margarethe und Kunne zu Kreuzberg und Margarethe, seines Bruders
Tochter, unter anderem eine jährliche Gülte [=Zins] von 2 Schilling
an der Judenschule zu Hersfeld in der Breitenstraße verschreibt, die später
an das Kloster Kreuzberg übergehen soll. Die selbstverständliche Nennung
eines Hauses als Judenschule läßt den Schluß zu, daß
das Judenhaus den Anwohnern ein vertrauter Begriff war. Leider werden die Namen
der damals in Hersfeld ansässigen Juden in dem Dokument nicht erwähnt.
Auch woher sich der Zinsanspruch des Johann Friso ableitete, ist nicht erkennbar.
Eine Urkunde von 1355 über einen Hausverkauf enthält ebenfalls den
Hinweis auf die Judenschule. Es heißt da: "In d(er) Breitengazze
bi d(er) Judenschule", obwohl nach der großen Pestepidemie 1349 keine
Juden mehr in Hersfeld ansässig waren.
Quelle: Otto Abbes, Hersfelds jüdische Geschichte, Bad Hersfeld 2002, S.4f.