Die Wahnsinnstaten der Jahre 1348 bis 1350 bedeuteten auch für Rotenburg nur ein vorübergehendes Auslöschen jüdischen Lebens. Denn schon wenige Jahre später werden andernorts wieder Juden genannt, die aus Rotenburg an der Fulda zugezogen sind. Das Erfurter Judenbuch (1357-1407) vermerkt bereits für das Jahr 1357 eine Tributzahlung der Sara “de Rotenburg” (in der Germania Judaica als Rotenburg an der Fulda gedeutet) für sich und ihren Sohn in Höhe von drei Talern, die jeweils zum April (Walpurgis) und September (Michaelis) zu leisten ist. 1373 erhält in Hersfeld ein Joseb mit dem Beinamen “von Rotenburg” mit Weib, Kindern und Gesinde für die Dauer von vier Jahren von Abt Berthold II. Aufnahme als Schutzjude, wofür er jährlich sechs Gulden zu entrichten hat. 1374 wird Joseph von Rotenburg und sein Sohn Michael in Erfurt aufgenommen - “pro quadam pecunia persoluta”, d.h. “für geleistete Zahlung”. Der dritte Ort, an dem in jenen Jahren Juden aus Rotenburg an der Fulda auftauchen, ist Gießen, wo sich 1375 ein Seligmann von Rotenburg niederläßt.
Der jüdische Gelehrte Felix Lazarus, Leiter des jüdischen Lehrerseminars in Kassel, schließt aus diesen Angaben auf eine erneute Judenansiedlung in Rotenburg nach den Verfolgungen in der Jahrhundertmitte. Ähnliches geschah nicht nur in Rotenburg und Hersfeld: “Wo man zur Zeit der Pest beschlossen hatte, keine Juden mehr zu dulden, wurde man meistens bald anderen Sinnes und nahm der hohen Steuern und der Creditverhältnisse wegen das Verbot nach wenigen Jahren zurück.”

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Klick: Umgebung der Synagoge in Erfurt und Zeichnung aus der Chronik von Samuel Fritz
Erfurt - Mittelalterliche Synagoge 1357 erbaut - nach dem Brand von 1736 abgebrochen. Die jüdische Gemeinde hatte die Synagoge als Hintergebäude im Hofraum des Hauses Michaelisstraße 2 errichten lassen, abgeschirmt vom öffentlichen Straßenraum. Eine solche Abschirmung von der (christlichen) Umgebung erfolgte auch 1738/39 beim Bau der Rotenburger Synagoge in der Brotgasse.
     
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