In der lokalen Geschichtsschreibung ist es bislang unberücksichtigt geblieben, daß August Gottlieb, der Begründer der Hersfelder Seilerwarenfabrikation, der Enkelsohn jenes Ruben Salomon war, der 1807 in Rotenburg auf den Namen Christian Gottlieb getauft wurde. Diesen verschlug es danach in das Meißnervorland den nach Waldkappel. Sein Sohn Wilhelm betrieb dort seit den 1840er Jahren eine Fabrik, in der Lammwolle verarbeitet wurde.
Christian Gottliebs Sohn August, der sich in Hersfeld als Kaufmann niedergelassen hatte, übernahm die Patenschaft für seinen Neffen August Ludwig Gottlieb, der am 8.12.1844 in Waldkappel das Licht der Welt erblickte. Die Gottliebs waren in Waldkappel nicht nur aktive Unternehmer, sondern offenbar auch darüber hinaus geachtete und angesehene Gemeindebürger, denn Wilhelm Gottlieb bekleidete dort das Amt eines Kirchenältesten. Um 1860 ging auch er mit seiner Familie nach Hersfeld, um dort eine Schlosserei einzurichten, die sich in wenigen Jahren zu einem Maschinenbaubetrieb entwickelte, seit 1865 mit angeschlossener Eisengießerei. Vermutlich waren es die im Meißnervorland begrenzteren beruflichen und geschäftlichen Möglichkeiten, welche die Gottliebs von dort wegführten. 1863 gründete August Ludwig Gottlieb, der schon mit vier Jahren erblindet war, am heutigen Seilerweg einen handwerklich arbeitenden Seilerbetrieb, den er bis zur Jahrhundertwende zu fabrikmäßiger Produktion mit ca. 100 Arbeitern ausbaute. Nach seinem Tod (1903) entwickelte sich daraus in der Landecker Straße eine Jutespinnerei und -weberei mit bis zu 500 Beschäftigten.

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August Gottlieb (1844-1903), der Enkel des 1807 in Rotenburg getauften Juden Christian Gottlieb.
 
Die Gottlieb´sche Seilerwarenfabrik in Bad Hersfeld, rechts im Bild die Villa des Fabrikanten
 
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