Man
kann davon ausgehen, daß die 8,2% Stimmen des Völkisch-Sozialen Blocks
bei der Reichstagswahl vom 4.5.1924 zum größten Teil von früheren,
völkisch gesinnten DNVP-Wählern stammten, die mit den reinen
Völkischen lieber das Original unterstützen wollten, als die deutsch-nationale
Kopie. 56% der in den Landgemeinden abgegebenen völkischen Stimmen kamen
aus 16 Gemeinden des Landecker Amtes und der "Vergessenen Ecke. Damit rückt
wiederum ein Teilgebiet des Kreises Hersfeld in den Vordergrund, das bereits
bei Betrachtung des Antisemitismus in den 1890er Jahren untersucht worden ist.
Die Erfolge des Antisemitismus konnten mit der besonderen wirtschaftlichen Benachteiligung
dieses Gebietes in Beziehung gebracht werden. Dieses Moment war jetzt durch
die Möglichkeiten der künstlichen Düngung durch die im unmittelbar
benachbarten Werratal geförderten Kalisalze nicht mehr gegeben. Das antisemitische
und völkische Ideengut war aber stark genug verankert, um sich bereits
unmittelbar nach dem verlorenen Weltkrieg in nationalsozialistischer Agitation
niederzuschlagen: "Wir trafen mit unserer Propaganda ... auf eine alte
politische Liebe der Bauern, den Antisemitismus. In ihnen stieg die Hoffnung
auf, daß ihre Ideale, um deren Verwirklichung sie vor Jahrzehnten vergeblich
gekämpft hatten, nun vielleicht doch noch siegen könnten ...",
wie es in der NS-Erfolgsbilanz von Schmahl-Seipel heißt.
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