Der
Jungdeutsche Orden
Im März 1920, unmittelbar nach dem Kapp-Putsch, war in Kassel von Arthur
Mahraun der Jungdeutsche Orden als Nachfolgeorganisation einer Zeitfreiwilligen-Einheit
aus Offizieren und Unteroffizieren des Infanterieregimentes Nr. 83 gegründet
worden. Dem Regiment Nr. 83 gehörten zahlreiche Reservisten aus dem Kreis
Hersfeld an, so daß hier mit einem starken Anklang des Ordens zu rechnen
war. Am 18. Februar 1921, eine Woche nach der teilweisen Aufhebung des Verbots
des Ordens, erfolgte in Hersfeld im Beisein von Mahraun die offizielle Gründung
einer Bruderschaft des Jungdeutschen Ordens. Illegal hatte in Hersfeld
eine Bruderschaft und eine Schwesternschaft bereits seit Herbst 1920 bestanden.
Als paramilitärische Organisation fand der Jungdeutsche Orden in einer
Zeit nationaler Demütigungen starken Zulauf. Die Mitgliedschaft rekrutierte
sich fast ausschließlich aus Bauern und Handwerkern, Kaufleuten, Angestellten
und Beamten. Das Programm zeigte die Doppelstellung des Jungdeutschen Ordens
als Gesinnungs- und Aktionsgemeinschaft. Der Orden verstand sich als eine politische
Gemeinschaft der Frontsoldaten, für die das Fronterlebnis eine Art religiöser
Weihe und Neugeburt bedeutete. In diesem Geist sollte die Jugend herangezogen
werden. In einem Bericht an den Regierungspräsidenten vom 6. 9. 1921 gab
der Landrat des Kreises Hersfeld seiner Überzeugung Ausdruck, "daß
der Jungdo die organisatorische Zusammenfassung derjenigen Kreise und Persönlichkeiten
darstellt, die bewußt auf die Abschaffung der republikanischen Einrichtungen
und auf die Wiedereinführung der Monarchie hinarbeiten". Aufgrund
seiner Beobachtungen und Ermittlungsergebnisse vergingen dem Landrat "jegliche
Zweifel, daß die Mehrzahl der Ordensbrüder sich nicht scheuen wird,
zur Erreichung ihrer Ziele vom verfassungsmäßigen Weg abzuweichen,
wenn die politischen Machtverhältnisse für eine gewaltsame Restauration
Erfolg zu versprechen scheinen".
In Hersfeld spielte der Vorsitzende des militant-antisemitischen Deutschvölkischen
Schutz- und Trutzbundes (800 Mitglieder im Kreis Hersfeld), der Straßenmeister
Mantel, eine führende Rolle auch im Jungdeutschen Orden. Ebenso bestanden
enge Beziehungen zwischen dem Jungdeutschen Orden und der DNVP: der Gründer
und erste Großmeister der Bruderschaft Hersfeld, Lehrer Heinrich
Kothe, war bis zu seiner Wahl im Sommer 1922 zum Komtur der Ballei
Rhön Parteisekretär der DNVP in Hersfeld. Im Sommer 1922 bildete der
Jungdeutsche Orden eine Arbeitsgemeinschaft mit der Hersfelder DNVP. In der
Kreisstadt zählte der Jungdeutsche Orden in dieser Zeit ca. 180 Mitglieder,
die in vier Scharen aufgeteilt waren.
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Gemeinsam
appellieren Deutsch-völkischer Schutz- und Trutzbund, NSDAP und
Jungdeutscher Orden an die "deutschen Mädchen, Frauen und
Männer": "Bildet einen Block, an dem jüdische
Lüge und Ausbeutung scheitert. Tretet in unsere Reihen ein." |
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