Anders
als in Hersfeld und auch in Rotenburg ist die frühe Geschichte der Juden
im benachbarten Fulda besser belegt. Die Abtei Fulda und der Ansiedlungsplatz
der Bauern und Handwerker am Oberlauf der Fulda, der um 1114 die Stadtrechte
erhielt, weisen in ihrer Frühgeschichte viele Ähnlichkeiten mit Stift
und Stadt Hersfeld auf. Vermutlich ließen sich die ersten Juden bereits
Ende des 12. oder zu Beginn des 13. Jahrhunderts als Händler in der Stadt
Fulda nieder, da sie Fulda auf ihrem Weg von Frankfurt nach Thüringen passieren
mußten. Den ältesten Nachweis einer größeren Zahl von
Juden in Fulda erhalten wir 1235 durch eine blutige Mordtat, der mehr als 30
Juden zum Opfer fielen und die zu einer kaiserlichen Gerichtsverhandlung führte.
Die Tat blieb ungesühnt, war doch in der Zeit der Kreuzzüge die Stimmung
der Christen völlig gegen die Juden gerichtet. Ein ähnlicher Vorfall
ist von 1297 überliefert. Abt Heinrich von Fulda erhielt 1310 von König
Heinrich das Recht verliehen, von "allen derzeit und künftig in den
Städten und Orten des Stiftes lebenden Juden von diesen zu zahlenden Steuern
und Abgaben zu erheben".