Den Schutzjuden der Landgrafschaft wurde verordnet, daß sich dieselben in dem Rathause eines jeden Ortes zu bestimmten Stunden einfinden, um der Lehre von der geschehenen Ankunft des Messias aufmerksam zuzuhören. Die Juden gehorchten der Not und gingen eben hin, um nachher in ihrer Häuslichkeit im Gebete Kraft und Mut zu finden. Wären die politischen Verhältnisse in den anderen Staaten Deutschlands bessere gewesen, dann hätten sie gern das Land verlassen, das ihnen solch schwere Gewissenspein auferlegte, interpretierte der Kasseler jüdische Lehrer Ludwig Horwitz im Jahre 1910 das Verhalten seiner hessischen Glaubensbrüder in der Mitte des 17. Jahrhunderts.