Politisch-gesellschaftliche
Akzeptanz der Antisemiten und Erweiterung ihrer Anhänger- und Wählerbasis
1893 - 1898
Ab 1894 hatte sich die wirtschaftliche Situation in Deutschland merklich gebessert,
so dass der Wirtschaftsantisemitismus und die Reformparolen erheblich an Resonanz
verlieren mussten Werner erkannte die gegenüber 1893 veränderte Lage
und stellte seine Agitation darauf ein. 1893 hatte sich Werner nicht nur mit
den Katholiken verbündet, sondern war auch für die Anliegen der Arbeiterschaft
eingetreten. Er hatte die Sozialdemokratie um Hilfestellung ersucht, indem er
Teile ihres Programms zu unterstützen versprach. Gleichfalls hatte er sich
- wenn auch nicht eindeutig - gegen die Militärvorlage, d. h. die Erhöhung
des Militärbudgets, ausgesprochen. Im Reichstag aber stimmte Werner, der
sich 1894 der antisemitischen Sammlungsbewegung, der Deutschsozialen Reformpartei
anschloss und deren Schriftführer er wurde, für die Heeresvorlage
und sicherte sich die Unterstützung des Bundes der Landwirte. Die gesamten
Interessen der Landwirtschaft sollten nun unter dem Aspekt des Antisemitismus
vertreten werden. Sein verstecktes Liebeswerben um die Sozialdemokratie hatte
Werner mittlerweile aufgegeben und konzentrierte seine Attacken nun gegen diese,
was ihm die Unterstützung der konservativen Bauern und des national gesinnten
Bürgertums eintrug.
|
|
22 |
|
|
|
Wahlzettel
mit antisemitischer Wahlwerbung,
Ende 19. Jahrhundert |
|
|
|