In der Stichwahlauseinandersetzung mit den Sozialdemokraten hatten die Antisemiten vollen Erfolg mit ihrem Appell "an alle nationalgesinnten Wähler". 372 Wähler der Hauptwahl gingen nicht mehr zur Wahlurne. Die Wahlenthaltung der Fortschrittswähler war dabei geringer als die der Bauernparteianhänger, wie die Ergebnisse in den Gemeinden mit dem höchsten Stimmenrückgang zeigen. Die "Judendörfer" Niederaula und Schenklengsfeld sind hierbei nicht berücksichtigt, denn für jüdische FVP-Wähler blieb die Wahl des Antisemiten Werner außer Betracht. In den Gemeinden mit dem höchsten Stimmenrückgang hatte die Bauernpartei in der Hauptwahl weit über ihrem Kreisdurchschnitt von 11,5% liegende Ergebnisse erzielt. Die SPD erfuhr von den Fortschrittswählern nur wenig Unterstützung. Es konnte sich bei diesen nicht um traditionell linksliberal Gesinnte handeln, denn eine solche Schicht fehlte im Kreis Hersfeld ebenso wie im gesamten Wahlkreis. Die potentielle Wählerschaft des Linksliberalismus (Kaufleute, Handwerker, kleinere Landwirte) hatte sich seit den 90er Jahren weitgehend dem Antisemitismus verschrieben.. Während sich Werners Stimmenzahl in der Stichwahl von 2.241 auf 3.598 erhöhte (im Wahlkreis von 4.841 auf 11.717), konnte Schnabrich lediglich 183 Stimmen hinzugewinnen (im Wahlkreis 767 Stimmen). Die nationale Front stellte sich in der Stichwahl einmütig gegen die Sozialdemokratie, so dass Ludwig Werner sein Mandat zum fünften Mal in Folge gewann.
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