Die
drei Monate nach dem Kapp-Putsch auf Drängen der "nationalen"
Parteien im Juni 1920 stattfindenden Reichstagswahlen standen außerdem
im Zeichen schnell steigender Preise und zunehmender wirtschaftlicher Not. Daß
dies eine direkte Folge des verlorenen Krieges war, wollten viele nicht wahrhaben.
Die Rechtsparteien versprachen den Bürgern "normale Verhältnisse",
so wie sie im kaiserlichen Vorkriegsdeutschland existiert hatten, und machten
die Parteien der ersten Weimarer Koalitionsregierung für das Nachkriegschaos
verantwortlich. Die (links-)liberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) führte
die Wahlauseinandersetzung hauptsächlich mit der (rechts-)liberalen Deutschen
Volkspartei (DVP) und insbesondere mit der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP),
die sie für den Kapp-Putsch mitverantwortlich machte. Die DNVP ihrerseits
erhob gegenüber der "von Juden und Judengenossen gegründeten"
DDP den Vorwurf, sie mache mit den Sozialisten gemeinsame Sache, was sich deutlich
im Verlauf des Kapp-Putsches gezeigt habe. Die Deutschnationalen erkannten das
Anliegen der Putschisten vom März 1920 als durchaus berechtigt an, wenn
sie auch deren konkretes Vorgehen nachträglich mißbilligten. Die
Ausrufung des Generalstreiks gegen den Kapp-Putsch war für die DNVP "das
größte Verbrechen am deutschen Volk".
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Wahlplakat
der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) zur Reichstagswahl 1920,
u.a. mit der Parole "Los von jüdisch-sozialistischer Fron!"
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