Die Zerstörung der “Judenrepublik”
Das Vordringen der Nationalsozialisten in der Auflösungsperiode (1929 - 1933)
Schon im Winter 1928/29 machten sich Anzeichen einer neuen Krise bemerkbar. Die Jahre der günstigen Wirtschaftskonjunktur neigten sich ihrem Ende zu. Die Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland waren die hohen Kapitalzufuhren aus dem Ausland, vor allem aus den USA, gewesen. Das Problematische der deutschen Auslandsverschuldung war weniger ihre Höhe als ihre kurzfristige Kündbarkeit. Damit war die deutsche Währung auf Gedeih und Verderb von der Konjunktur Amerikas abhängig. Als im Oktober 1929 die New Yorker Börse zusammenbrach, bedeutete das den Stop weiterer Geldzufuhren für die deutsche Wirtschaft, die unter dem Kapitalmangel sich stark rezessiv entwickelte. Die Arbeitslosenziffern wuchsen dadurch sprunghaft an, erreichten gegen Jahresende bereits weit über zwei Millionen und kletterten 1930 auf über drei Millionen. Dazu kam ein Millionenheer von Kurzarbeitern. Die Preise für die Erzeugnisse der Landwirtschaft fielen rapide ab, Handwerker und freiberuflich Tätige verloren ihre Auftraggeber und Klienten.
Im Kreis Hersfeld hielt sich die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in leidlichen Grenzen. Durch den nebenberuflichen Erwerb aus eigener (Klein-) Landwirtschaft waren viele Arbeiter und Handwerker in ihrer wirtschaftlichen Existenz vor der größten Not gesichert.
Noch vor den Septemberwahlen 1930 mußte jedoch die Hersfelder Textilindustrie mit größeren Arbeitseinschränkungen (v. a. Kurzarbeit) beginnen. Die Industrie des Kreises Hersfeld erwies sich im ganzen aber bis zum Sommer 1931 als relativ widerstandsfähig. Am 1. 7. 1930 wurden 1.266, am 1. 7. 1931 1.695 Arbeitslose gezählt. Dagegen waren Im gesamten Arbeitsamtsbezirk Hersfeld, zu dem noch die Kreise Rotenburg und Eschwege gehören, zum Jahresende 1930 bereits 4.369 Personen ohne Arbeit. In der zweiten Hälfte des Jahres 1931 nahm dann auch im Kreis Hersfeld die Arbeitslosigkeit schnell zu. Am 1. 1. 1932 wurden 2.927 Arbeitslose registriert, am 1. 7. 1932 der Höchststand mit 2.933 Arbeitslosen erreicht, nachdem es seit März des Jahres auch im Kalibergbau zu Stillegungen gekommen war. Der Rückgang der Zahl der gewerblichen Arbeitnehmer um 20 Prozent von 5.900 (1927) auf 4.720 (1932) lag im Kreis Hersfeld aber deutlich unter den Durchschnittswerten für den Regierungsbezirk Kassel (34%).
In dieser Situation verstärkten die Nationalsozialisten ihre Angriffe auf die bestehende Staatsordnung. Die schlechte Wirtschaftslage, die mehr oder weniger auf allen Bevölkerungsteilen lastete und in der Propaganda der antiparlamentarischen Kräfte noch hoffnungsloser erschien, als sie wirklich war, bestimmte die öffentliche Diskussion und drängte die staatstreuen Parteien in die Defensive.
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Schloß Buchenau: ein Zentrum der NS-Agitation durch den Gutsverwalter und SS-Führer Gunst
       
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