Durch
mehrere Versammlungswellen seit Anfang 1929 hatte sich die NSDAP allgemein bekannt
gemacht. Ihre Versammlungen fanden in regelmäßigem Abstand auch außerhalb
der eigentlichen Wahlkämpfe statt. Von März 1929 bis zum Beginn des
Wahlkampfes für die Reichstagswahl im September 1930 vermerkten die Polizeiberichte
64 Versammlungen innerhalb des Kreisgebietes. Die Referenten waren ausnahmslos
nicht im Kreis Hersfeld ansässig. Dieser Nachteil wurde dadurch ausgeglichen,
daß sich der Kreis der Redner auf bestimmte Namen beschränkte: am
häufigsten traten im Kreis Hersfeld der Junglehrer Rudolf Jordan aus Fulda
(später Gauleiter in Halle) und der Jenaer Student Bergemann auf. Mehrfach
sprach auch der damalige Kasseler Rechtsanwalt Dr. Roland Freisler, der später
dann als Präsident des Volksgerichtshofes berühmt-berüchtigt
werden sollte. Auch die Versammlungsleiter stammten vor 1930 zu einem großen
Teil nicht aus dem Kreisgebiet. Die Versammlungen in den westlichen Gemeinden
des Kreises wurden in der ersten Zeit von Mitgliedern der Ortsgruppe Breitenbach,
Kreis Ziegenhain, einberufen und geleitet, während die Versammlungen in
und um Hersfeld von Nationalsozialisten aus den Kreisen Hünfeld und Rotenburg
organisiert wurden. Lediglich das Landecker Amt war nicht auf fremde Hilfe angewiesen.