In
der Vorstellungswelt der deutsch-völkischen Bewegung wurde Christlich-Religiöses
säkularisiert, der Volkskörper trat an die Stelle des
Corpus dei, der göttlichen Offenbarung im Leib Christi. Mit
dieser Säkularisierung trat das Sexualverbrechen oder die Rasseschande
an die Stelle der Kreuzigungsmetapher, mit der die Juden seit dem Mittelalter
als Mörder Christi beschuldigt wurden. Zur symbolischen Trägerin des
Volkskörpers wurde im völkischen Denken die einzelne Frau
erhoben, ihr oblag nach völkischem Verständnis die Reinhaltung
des deutschen Blutes. Die deutsche Frau, so verkündeten es die deutsch-völkischen
Propagandisten, müsse sich schützen bzw. müsse geschützt
werden vor der Gefahr der ungezügelten sexuellen Triebhaftigkeit der Juden,
deren Ziel es sei, die Erbschaftsmasse des deutschen Volkes zu zerstören.
In dem Wahlplakat aus dem Jahr 1920 lauert hinter dem arischen Profil
der Frau ein hässlicher, durch seine fleischige Nase als Jude gekennzeichneter
Verführer, wobei der offenstehende Sarg unterhalb des Medaillons suggerieren
soll, dass solche rasseschänderischen Verbindungen zum Untergang
Deutschlands führen.
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Antisemitisches
Wahlplakat aus der Frühphase der
Weimarer Republik: Die "reine Arierin" in der
Bedrohung durch den jüdischen Untermenschen |
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