Hassia Judaica - Jüdisches Kleinstadt und Landleben in Hessen - Themen

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Das Schicksal der Juden unter dem Hakenkreuz 1933 bis 1945

Das lokale und regionale Geschehen in den Jahren der Nazidiktatur ist eingebunden in die Abläufe im damaligen Deutschen Reich. Und zwar anhand von Texten, Dokumenten, Zeichnungen, Bildern, Fotos, Videoclips und Animationen. Die Ereignisse jener Zeit werden in chronologischer Abfolge geschildert. Neben dem Jahr 1933 (Machtergreifung) ist den Geschehnissen im November 1938 der breiteste Raum gewidmet, nahmen die berüchtigten Novemberprogrome („Reichskristallnacht“) doch hier reichsweit ihren Anfang. Schon am 7. November 1938, dem Tag des Attentats in der Pariser Botschaft auf Ernst vom Rath, waren Bebra, Rotenburg und Baumbach in unmittelbarem zeitlichen Anschluss an Kassel Schauplätze wüstester antijüdischer Ausschreitungen, bei denen die jeweiligen Synagogen geschändet und demoliert sowie jüdische Geschäfte und Privatwohnungen zerstört und geplündert wurden. Die Darstellung wurde mit dem Victor-Klemperer-Preis ausgezeichnet.

Antisemitismus mit dem Stimmzettel, Teil II Die Rolle des Antisemitismus in den Wahlen der Weimarer Republik

Propagandistisch wurde vornehmlich die SPD, die Hauptrepräsentantin des „Systems“, als „jüdisch verseucht“, als „marxistische Judenschutztruppe“ oder als „Schutzengel des jüdischen Kapitalismus“ tituliert. Die Nationalsozialisten machten die Juden zum Inbegriff alles Schlechten. Offen trat auch der Antisemitismus der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) zutage. Für die personelle Kontinuität des Antisemitismus stand der Name von Ludwig Werner, der in den ersten Jahren der Republik eine führende Rolle bei den Deutschnationalen in der preußischen Provinz Hessen-Nassau spielte. Mit ihren judenfeindlichen Parolen stießen die Nationalsozialisten in unserer Region auf wohl vorbereiteten Boden, hatte doch eine Generation zuvor die antisemitischen Bewegung eine entsprechende Tradition begründet, wenn auch im wesentlichen auf sozialer und kaum auf politisch-ideologischer oder rassistischer Grundlage. Die Darstellung wurde in der Kategorie „Innovative Medienarbeit“ mit dem 1. Preis ("Frankfurter Filmband") ausgezeichnet.

Vaterländische Begeisterung

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, eilten auch die Juden begeistert zu den Fahnen. Mit der Waffe in der Hand wollten sie ihren Patriotismus beweisen. Mit ihrem vorbehaltlosen Einsatz hofften sie die Grundlosigkeit der ihnen geltenden Vorbehalte und die Berechtigung ihres Anspruchs auf völlige Gleichstellung zu demonstrieren. Die Dokumentation der Gefallenen aus den jüdischen Gemeinden im Raum Hersfeld-Rotenburg widerlegt in überzeugender Weise die antisemitischen Verleumdungen der Juden als Drückeberger und Kriegsgewinnler. Gezeigt wird auch die Würdigung der jüdischen Frontkämpfer in den Gemeinden mit jüdischer Bevölkerung.

Antisemitismus mit dem Stimmzettel, Teil I: Antisemitische Wahlagitation im Kaiserreich

1893 eroberte Ludwig Werner von der Antisemitischen Volkspartei im Wahlkreis Hersfeld-Hünfeld-Rotenburg das Reichstagsmandat, das er bis 1918 behielt. Programme und Wahlkampfführung der Antisemiten werden ebenso dargestellt wie die Reaktionen der Wähler und der sozialen und konfessionellen Gruppierungen. Kartogramme veranschaulichen das Wählerverhalten in den einzelnen Gemeinden des ehemaligen Landkreises Hersfeld.

Rotenburg als Schauplatz antijüdischer Exzesse

In Rotenburg ging es im Revolutionsjahr 1848 nicht um den viel beschworenen „Aufbruch zur Freiheit“. Hier ereignete sich kein Protest gegen die Obrigkeit, vielmehr war es die jüdische Minderheit, gegen die sich der Volkszorn vor Ort richtete. Die über drei Monate dauernden antijüdischen Ausschreitungen konnten erst durch massiven Militäreinsatz unterbunden werden. Die gewalttätigen Geschehnisse werden durch Texte, Kommentare, Dokumente, Grafiken, Zeichnungen, Bilder, Fotos, Videoclips und Animationen dargestellt. Die CD-ROM-Fassung, die der HTML-Version zugrunde liegt, wurde im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten durch die Körberstiftung bundesweit mit Platz 2 ausgezeichnet. Für ihre 80-seitige schriftliche Fassung erhielt die „Arbeitsgruppe Spurensuche“ den Ersten Preis für das Verbreitungsgebiet der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen, auf Bundesebene wurde der Rotenburger Beitrag zusätzlich mit dem Sonderpreis der Deutschen Zeitungsverleger ausgezeichnet

Hep-Hep-Krawalle und antijüdische Aktionen im 19. und 20. Jahrhundert

Erstmals seit dem Mittelalter war im Jahre 1819 die jüdische Bevölkerung an vielen Orten gleichzeitig schweren Verfolgungen ausgesetzt, begleitet von dem Spott- und Hetzruf „Hep-Hep“ als Losungswort. In Rotenburg war am 10. Oktober 1819 per „Bekanntmachung“ den Juden eine Galgenfrist zum Verlassen der Stadt gesetzt. Auf heimlich ausgestreuten Zetteln war zu lesen: „Den 18ten October wird hep, hep! gegeben, der Schauplatz ist auf allen Straßen“. Das Kapitel ist noch in Arbeit. Es sollen weitere judenfeindliche Aktionen in der Folgezeit dargestellt werden - bis hin zu dem Verlangen des Pfarrers der Kirchengemeinde Rotenburg-Neustadt gegenüber der Rotenburger Synagogengemeinde in den Jahren 1931/32 nach Zahlung des „Silbernen Löffels“. Nicht behandelt werden hier die gewalttätigen Ausschreitungen des Jahres 1848, die separat dargestellt werden (siehe vorangegangenes Kapitel).

Judentaufen

Im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunde kam es vereinzelt zu „freiwilligen“ Konversionen, so durch Isaac Kappel aus der Rotenburger Brotgasse, der in Kassel getauft wurde, und Ruben Salomon aus Stadtlengsfeld, aus dem in der Rotenburger Jakobikirche Christian Gottlieb wurde. Dessen Enkelsohn August Gottlieb baute in Bad Hersfeld die Jutespinnerei auf.

Zwangspredigten

Archivalische Grundlage für das Thema „Zwangspredigten“ ist eine Akte des Marburger Staatsarchivs mit dem Titel „Rotenburger Judenpredigten“. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden systematisch Bekehrungs-versuche an den Juden im Raum Rotenburg gemacht, die aber mangels Erfolgsaussicht 1650 aufgegeben wurden. Dank ihrer Glaubensfestigkeit zeigten sich die hiesigen Juden weitgehend immun gegenüber christlicher Bekehrung, die insgesamt 17 hier gehaltenen Bekehrungspredigten blieben ohne messbaren Erfolg.

Judenverfolgung in alter Zeit

Als die Juden in der Mitte des 14. Jahrhunderts vielerorts der Brunnenvergiftung beschuldigt und für den Ausbruch der Pest verantwortlich gemacht wurden, bedeutete dies auch für die damals in Hersfeld und Rotenburg ansässigen Juden den gewaltsamen Tod oder die Vertreibung. Darüber liegen schriftliche Nachweise vor. Die Verfolgung und Tötung von Rotenburger Juden in der Pestzeit wird in einer Ergänzung zum Martyrologium des Nürnberger Memorbuchs dokumentiert. Sara von Rotenburg und ihr Sohn, die 1357 in Erfurt Aufnahme fanden, gehörten offenbar zu den überlebenden. Thematisiert wird in diesem Kapitel auch der Ritualmordvorwurf und die den Juden zur Last gelegten Schändungen von Hostien.

Frühe Ansiedlung

Seit dem 13. Jahrhundert gibt es jüdisches Leben im Raum Hersfeld-Rotenburg. Eine Urkunde von 1330 dokumentiert eine Synagoge („Judenschule“) in der Hersfelder Breitenstraße. Ab ca. 1500 ist Hersfeld für drei Jahrhunderte ohne Juden. Dagegen sind in Stadt und Amt Rotenburg seit dieser Zeit Juden kontinuierlich ansässig. Ein sog. Schutzbrief von 1414 für die Niederlassung des Frankfurter Juden Meyer und seiner Frau Sara ist das älteste Dokument seiner Art in den hessischen Territorien. 1622 sind im Amt Rotenburg sechs jüdische Familien nachgewiesen. In der landgräflichen Region „Fuldastrom“ wird Rotenburg zum Zentrum jüdischer Niederlassung für mehr als drei Jahrhunderte.

Anhang

Jüdische Woche in Rotenburg an der Fulda

Diese Internetpräsenz dokumentiert, zitiert und zieht Bilanz aus 7 Tagen "Jüdische Woche" in Rotenburg an der Fulda im November 1998. Auf den kommenden Seiten findet der Besucher Informationen, Fotos und Videos von den Veranstaltungen sowie Kommentare von Besuchern.
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